Die Lotterie im Fürstentum Liechtenstein

Das Fürstentum Liechtenstein, oder kurz einfach nur Liechtenstein, ist eine konstitutionelle Erbmonarchie mit gerade einmal 160,5 km2 Fläche. Das in den Alpen gelegene Land liegt zwischen Österreich und der Schweiz. Mit letzterer teilt es sich nicht nur den Rhein als Grenze, sondern auch die Schweizer Franken (CHF) als Währung. In Sachen Lotto war Liechtenstein ein Pionier im Online-Bereich. Lotto spielen in Liechtenstein ist mittlerweile aber nicht mehr so sehr durch lokale Anbieter, sondern durch internationale Lotterien möglich. Einen umfangreichen Einblick zur Lotterie im Fürstentum gibt es auf dieser Seite, inklusive Geschichte, aktueller Situation und Ausblick in die Glücksspiel-Zukunft.

Liechtenstein Stadtkern

Allgemeines zum Fürstentum Liechtenstein

Liechtenstein ist schon seit hunderten Jahren ein unabhängiges Areal zwischen der Schweiz im Westen und Süden sowie Österreich im Nordosten und Osten. Gerade in den kriegerischen Zeiten Napoleons sowie im ersten und zweiten Weltkrieg half Liechtensteins Neutralität, das kleine Land in Ruhe und Stabilität zu halten – auch wenn wirtschaftliche und soziale Nachteile entstanden. Zoll- und Steuerverträge mit den Nachbarländern sorgten schließlich für Aufschwung, vor allem nach dem zweiten Weltkrieg. Mit Beitritt zur UNO in 1990 und zum Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) in 1992 ergaben sich weitere Vorteile für das Wachstum von Wirtschaft und Wohlstand.

Heute hat Liechtenstein pro Kopf eines der höchsten Bruttoinlandsprodukte. Das resultiert unter anderem daraus, dass sich zahlreiche Unternehmen verschiedener Wirtschaftszweige in dem kleinen Land mit rund 38.000 Einwohnern niedergelassen haben. Das sorgt für eine hohe inländische Beschäftigung, führt aber auch dazu, dass zahlreiche Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer aus dem Ausland beschäftigt werden. Einige lassen sich dauerhaft nieder; andere pendeln täglich aus den beiden Nachbarländern ins Fürstentum, um dort für das entsprechende Unternehmen zu arbeiten. Der Finanzsektor ist mit zahlreichen Banken ebenso vertreten, was sich zusätzlich zu den anderen genannten Faktoren positiv auf die Wirtschaftskraft des Landes auswirkt.

Die konstitutionelle Erbmonarchie auf demokratisch-parlamentarischer Grundlage, wie das Land offiziell bezeichnet wird, konnte und kann wirtschaftlich für mehrere Bereiche einen interessanten Standort darstellen. Unter anderem das Banken- und Finanzwesen sowie verschiedenste Online-Dienste wuchsen hier seit Anfang / Mitte der 1990er Jahre heran. So ist es nicht überraschend, dass man die Lotterie in Liechtenstein bereits 1995 online nutzen konnte. In Liechtenstein übers Internet Lotto spielen funktionierte damals sogar schon mit Zahlungen per Kreditkarte. Damit gehört das Land mit der damals zuständigen Institution „Internationale Lotterie in Liechtenstein Stiftung“ (ILLF) zu den Pionieren des Internet-Glücksspiels mit Echtgeld.

Informationen zur Internationale Lotterie in Liechtenstein Stiftung

Die Internationale Lotterie in Liechtenstein Stiftung (ILLF) geht auf die britische Software-Schmiede „London Mall“ zurück, welche Anfang des Jahres 1995 eine Online-Lotterie ans Netz bringen wollte. Obwohl England – besonders im Bereich Sportwetten – viel Vorsprung beim Glücksspiel hatte, war eine Lizenz wesentlich einfacher im kleinen Alpenland Liechtenstein zu bekommen. Hier konnte die Internet-Lotterie ohne nennenswerte Marktbeschränkungen auf internationaler Basis konkret festgelegte Gewinnchancen anbieten. Mit der Gründung des Lotto-Unternehmens fürs Internet ging auch die Bildung der benannten Stiftung ILLF einher. Diese war ab 1995 Betreiberin des Lotto-Angebots und unterstützte mit ihrem Gewinn gemeinnützige Organisationen. Übrigens: Das F in der Abkürzung steht für „Foundation“, also „Stiftung“ auf Englisch.

Flagge von Lichtenstein

Damit war aber vorerst nur die Grundstruktur für das anfängliche Internet-Lotto geschaffen. Das erste Los des neuen Angebots kaufte – medienwirksam für beide Seiten – der damals amtierende Regierungschef Mario Frick. Die erste Gewinnzahl-Ziehung fand am 7. Oktober 1995 statt und wurde von Caroline Burdet durchgeführt, einer Bobfahrerin aus Liechtenstein. Mit der Zeit fanden einige Änderungen und Neuerungen statt, welche auch durch den immer größeren Erfolg des Unternehmens in Europa möglich waren. Anfang 1997 wurde beispielsweise die Webseite von „Interlotto“ zu „PLUS Lotto“ umbenannt. Grund war nach offiziellen Angaben auch die Kooperation mit der Internationalen Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften (IFRC).

Gewinne in 6 aus 49 Lotto und Little Big One

Die beiden populärsten Lotterien der ILLF waren die international bekannte sowie auch in weiteren Ländern, wie z. B. Deutschland, genutzte Version „6 aus 49“ – sowie das sogenannte „Little Big One“. Bei letzterem wurden 5 aus 15 Zahlen gezogen, um Gewinnkombinationen zu ermitteln. Trotz der augenscheinlich größeren Gewinnchance liegt die Möglichkeit eines Gewinns bei dieser Art der Lotterie im ähnlichen Bereich der „größeren“ Varianten.

Hier die möglichen Gewinne, die Spielerinnen und Spieler der 6-aus-49-Variante erhalten konnten:

  • 6 Richtige + Bonusball – 20 Millionen Euro
  • 6 Richtige – 2 Millionen Euro
  • 5 Richtige + Bonusball – Pro-Rata-Anteil aus restlichem Preispool
  • 5 Richtige – Pro-Rata-Anteil aus restlichem Preispool
  • 4 Richtige – 120 Euro
  • 3 Richtige – 30 Euro
  • 2 Richtige – 5 Euro

Hier die möglichen Gewinne, die Spielerinnen und Spieler bei der Little-Big-One-Variante erhalten konnten:

  • 5 aus 15 – 2003 Euro
  • 3 aus 15 – 8 Euro
  • 0 aus 15 – 6 Euro

Das Spiel 6 aus 49 ist in vielen weiteren Ländern vertreten, unter anderem in Deutschland, Bulgarien, Griechenland, Polen, Kanada, Rumänien und einigen mehr. In manchen Ländern werden auch nur 5 aus 49 oder 7 aus 36 Zahlen gezogen. Die einzelnen Gewinnchancen werden dann dadurch in Balance gehalten, dass verschiedene Bonuszahlen aus anderen Gruppen gezogen werden. In Deutschland wird zusätzlich zum 6 aus 49 noch eine Zusatzzahl 1 aus 10 ermittelt. In Polen werden zusätzlich 5 aus 42 Zahlen gezogen. Mit den unterschiedlichen Systemen ergeben sich natürlich auch immer ein bisschen andere Gewinnchancen. Wer international spielen will, sollte also vorher gut vergleichen und schauen, welches System am lukrativsten ist.

Weiteres Wachstum und neue Angebote von der ILLF

Das Netzwerk der Stiftung sowie auch ihre finanziellen Möglichkeiten wuchsen mit der steigenden, internationalen Popularität. So wurden mehrere Marken gegründet, die auf unterschiedlichen Webseiten ihre Präsenz zeigten. Schnell konnten neben Schweizer Franken (CHF) auch Euro (EUR) und US-amerikanische Dollar (USD) eingesetzt werden. Für englischsprachige Mitspieler gab es ein Angebot unter dem Namen „World Lotto Corporation“. Auf der Webseite „Lotto.li“ wurde Internet-Lotto auf Deutsch und Englisch sowie in CHF und EUR angeboten. „PLUS Lotto“ stand in beiden Sprachen sowie in allen drei Währungen zur Verfügung. Doch neben den Lotterien als Angebot gab es schnell auch weitere Spiele.

Natürlich waren die Jackpots der Lotterie immer noch das wichtigste Zugpferd der Stiftung. Aber auch Spiele um Sofortgewinne wurden nach ihrer Einführung immer mehr genutzt. Hinzu kommt, dass es im Angebot der Lotterie von Liechtenstein die ersten Online-Rubbellose gab; zumal für den Gewinn von echtem Geld. Rubbellose sind heutzutage ein Standard-Angebot in jedem Online Casino und Internet-Wettbüro. Neben den zwei wöchentlichen und der einen monatlichen Lotterie im World Wide Web konnten die Liechtensteiner also auch hier Pionierarbeit leisten. Leider dauert der Erfolg nicht bis heute an; scheinbar wurde der bereits 1996 aufkommende Markt der Online-Casinos, der Internet-Buchmacher und weiteren internationalen Lotterien nicht ernst genug genommen.

Lotterie und andere Spiele des ILLF-Netzwerks

Interlotto und später dann PLUS Lotto ebneten also den Weg der Internet-Lotterie aus dem Fürstentum in den Alpen. Mit World Lotto Corporation und Lotto.li wuchs der Einfluss noch weiter. Am Ende stand ein breites Angebot von Kiosk-ähnlichen Möglichkeiten, die verschiedene Spiele im gesamten ILLF-Netzwerk beheimateten:

  • Lotterien mit verschiedenen Ziehungszyklen
  • Sofortgewinn-Spiele für schnelle Erfolge
  • Rubbellose, ebenfalls mit Gewinnen in Echtzeit

Weitere Entwicklung der ILLF bis 2011 / 2012

Die Internationale Lotterie in Liechtenstein Stiftung (ILLF) hatte einen großen Fokus auf die Unterstützung von Wohltätigkeitsorganisationen gelegt. Alle Marken und Webseiten, die im Lotterie-Netzwerk tätig waren, legten dafür bestimmte Anteile ihrer Einnahmen zur Seite. Der von Spielerinnen und Spielern für Lottoscheine im Spiel 6 aus 49 bezahlte Preis floss beispielsweise nur zu 90% in den Jackpot ein; 10% gingen in Organisation und Wohltätigkeit. Für die oben ebenfalls benannte Little Big One Lotterie wurde der Jackpot sogar nur aus 80% des Lottoschein-Preises gebildet. Auch hier floss der Rest in Verwaltung und Wohltätigkeit. Mit den Geldern wurden nicht nur in Liechtenstein notleidende Personen unterstützt, sondern weltweit Projekte und Aktionen gefördert.

Mit der Zeit kamen aber immer mehr Angebote auf den Markt; unter anderem internationale Lotterien aus den USA und der EU. Die US-Lotterien lassen sich ganz leicht übers Internet spielen. Die EU-Lotterien genauso, oder aber alternativ in nahe gelegenen Nachbarländern. Zudem können Bürgerinnen und Bürger des Fürstentums auch an der Schweizer Lotterie teilnehmen. Die geografische Nähe, die gleiche Währung sowie auch hier das Internet machen es möglich. Zahlreiche Webseiten mit den entsprechenden Angeboten sowie weiteres Internet-Glücksspiel wie Casinos und Wettbüros sorgten für einen größeren Markt mit starker Konkurrenz. Dieser musste sich das Angebot aus Liechtenstein schließlich beugen. Im Oktober 2011 stellte die ILLF einen Insolvenzsantrag. Anfang 2012 ging sie komplett in Konkurs und die Webseiten offline.

Burg von Liechtenstein

Glücksspiel in Liechtenstein – Sind Lotterien noch legal?

Nicht nur Lotterie-Angebote, sondern Glücksspiel im Allgemeinen ist in Liechtenstein mit entsprechenden Lizenzen erlaubt. Die Nutzung der jeweiligen Angebote ist also für die Bürgerinnen und Bürger nicht verboten. Nachdem 2016 sogar eine Lockerung des Marktes beschlossen wurde, steigen die Casino-Einnahmen und damit verbundene Abgaben an den Staat stetig an. Neben Casinos sind aber auch Lotterien sehr gefragt; zumal das Lotto-Spielen in der Gesellschaft noch wesentlich höher angesehen wird als Casino-Spiele bzw. Spielautomaten. Allerdings fehlt es nach dem Konkurs des einstigen Großangebots gerade an einer eigenen Lösung des Ministaats.

Private Anbieter von Lotterien unterliegen natürlich strengen Auflagen und Voraussetzungen. So soll das Angebot abgesichert werden. Zudem hält das aktuelle Glücksspielgesetz Passagen für unterschiedlich große und kleine Lotto-Anbieter bereit. Große Anbieter sind jene, die jährliche Anteile von mehr als 100.000 Schweizer Franken generieren. Die kleineren Unternehmen, die darunter liegen, sind nochmal in drei Subgruppen unterteilt. Zudem werden die großen und kleinen Unternehmen anders besteuert, was auch den Verbrauchern zu Gute kommt. Die Großen zahlen 20% Steuern; die Kleinen nur 10% Steuern. Ein ausgeglichenes System also.

Heutiges Angebot: Swiss Lotto, Eurojackpot, Powerball und Mega Millions

Der Lotterie-Markt ist längst global geworden. Wer heutzutage in Liechtenstein Lotto spielen will, kann aus zahlreichen Angeboten wählen. Die Teilnahme am Swiss Lotto, der Version aus der Schweiz, ist aus den oben bereits genannten Gründen recht leicht. Der Eurojackpot, das Angebot für Lottoziehungen im europäischen Wirtschaftsraum, ist auch eine gute Alternative. Denn innerhalb des EWR gilt eine Dienstleistungsfreiheit, welche in den meisten Fällen auch Glücksspiel mit einschließt. Deshalb muss Liechtenstein nicht in der EU sein oder den Euro als Währung haben – die Einwohner/innen können auch so am europäischen Lotto teilnehmen. Zuletzt gibt es auch noch die Lotto-Angebote aus den USA, hauptsächlich Powerball und Mega Millions.

Aber nicht nur die Anzahl der verschiedenen Angebote für Liechtensteiner Lotto-Interessierte ist gewachsen. Natürlich sind mit der Internationalisierung der einzelnen Lotterien auch deren Einnahmen und somit die einzelnen Gewinnbeträge gestiegen. Allein beim Eurojackpot steht oftmals das Doppelte des einstigen ILLF-Hauptgewinns als höchster Betrag auf dem Spiel. Der Eurojackpot wurde auch zur rechten Zeit eingeführt – im Jahr 2012 als man sich in Liechtenstein sowieso nach einem neuen Angebot umsehen musste. Beim Eurojackpot gibt es 12 Gewinnklassen von 5 Richtigen mit 2 Eurozahlen (je eine aus Feld A und B) bis 2 Richtige + 1 Eurozahl. Als Niete gelten Scheine mit weniger als 3 richtigen Zahlen in allen Feldern.

Die Zukunft von Online-Lotterien in Liechtenstein

Für die Spielerinnen und Spieler gibt es, wie nun umfangreich aufgezeigt, eine große Auswahl an Möglichkeiten, weiterhin an Lotterien teilzunehmen. Für welche man sich entscheidet, das kann man von den unterschiedlichsten Faktoren abhängig machen. Möchte man nicht mit verschiedenen Währungen herumhantieren, dann ist natürlich Swiss Lotto eine attraktive Alternative. Hohe Gewinne lassen sich zudem im näheren europäischen Raum suchen, indem der Eurojackpot bemüht wird. Wer den umfangreicheren Aufwand und mögliche Steuern im Ausland nicht scheut, kann sein Glück bei den US-Varianten des Spiels auf die Probe stellen. Von dieser Seite her gibt es also aktuell und für die Zukunft keine Probleme.

Anders sieht es natürlich für das Fürstentum Liechtenstein an sich aus. Denn eigene Regeln, Regulierungen und wirtschaftliche Interessen auf dem internationalen Markt durchzusetzen, das ist für das kleine Alpenland eine große Aufgabe. Zudem können Steuern fernbleiben, wenn das von den Bürgern und Bürgerinnen genutzte Glücksspiel nicht mehr aus eigener, sondern aus fremder Hand kommt. Weiterhin wird es schwieriger, gemeinnützige Organisationen sowie notleidende Menschen direkt zu unterstützen. Es sollte also am besten eine Nachfolgerin der Internationale Lotterie in Liechtenstein Stiftung geben, die sich am aktuell vorherrschenden Markt orientiert. So könnten eigene Regelungen anhand eines funktionierenden Beispiels durchgesetzt und wieder neue Gelder für humanitäre Zwecke eingenommen werden.